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Silbermond – Nichts passiert

Silbermond ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Bands. Das wird auch nach „Nichts passiert“ nicht anders werden. Die Erfolgsrezeptur aus eingängigen Melodien und harmlosen Texten wird auch weiterhin für hohe Verkaufszahlen sorgen.

Popularität wird meist mit abgeschliffenen Kanten bezahlt. Dieses Bild würde aber nur zutreffen, wenn Silbermond jemals Kanten gehabt hätte. Doch schon von Anfang wird Mainstream produziert. Das ist völlig legitim, künstlerisch aber vielleicht nicht ganz so wertvoll. „Nichts passiert“ ist ein durchaus passender Titel, denn tatsächlich gibt es keine Entwicklung. Silbermond klingt wie Silbermond. Das mag bei diesem Album noch reichen, aber irgendwann werden auch die hartnäckigsten Fans den Wunsch nach neuen Ingredienzien verspüren.

Die Wurzeln von Silbermond liegen im Deutschrock, der Neuen Deutschen Welle und auch im deutschen Schlager. Manchmal könnte man sich Silbermond auch in der legendären ZDF-Hitparade vorstellen, z.B. wenn das seichte „Krieger des Lichts“ mit Inbrunst geschmettert wird. Glaubwürdig ist Silbermond immer dann, wenn es rockiger wird. Das Titelstück „Nichts passiert“ hat ein eingängiges Riff und überzeugt voll und ganz. Wenn aus Rock Deutschrock wird, z.B. bei „Tanz aus der Reihe“, sinkt die Überzeugungskraft jedoch rapide.

Ein echtes Highlight ist „Nicht mein Problem“, ein Duett mit Jan Delay. Die Verbeugung vor den Sounds der Neuen Deutschen Welle gelingt hervorragend. Die nölige Stimme von Jan Delay passt wunderbar zu der Grundstimmung des Songs. Das einzige Problem ist vielleicht, dass die Protagonisten sich selbst sehr ernst nehmen. Bei einem derart ironischen Song hat dies aber fast eine verstärkende Wirkung.

Der Tiefpunkt des „Albums“ ist ebenfalls eine Kooperation mit einem bekannten Sänger. Xavier Naidoo übertreibt es bei „Sehn wir uns wieder“ einfach. Zudem wird deutlich, dass die Stimme von Stefanie Kloß zwar einen hohen Wiedererkennungswert hat, aber keine hohe Qualität. Dies wird an vielen Stellen noch durch eine seltsame Atemtechnik verstärkt. Mitten in der Zeile holt sie Luft, als ob sie ein zu geringes Lungenvolumen hätte. Das ist störend und wirkt laienhaft. Vielleicht ist es aber auch nur ein Stilmittel, das noch zu wenig gewürdigt wird.

Silbermond liefert ein solides Album, das einige Songs mit Hitpotential aufweisen kann. Dennoch ist es ein wenig ernüchternd, dass keinerlei Fortschritte zu erkennen sind. Es gibt nicht viele Bands mit Potential, so dass jedes durchschnittliches Album schon zu einer Enttäuschung führen kann. Aber vielleicht wird ja die nächste Veröffentlichung der große künstlerische Befreiungsschlag. Vielleicht wird Silbermond aber auch eine der großen Bands, die von Kritikern verachtet und von den Fans geliebt wird.

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