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Söhne Mannheims – Iz On

Die Söhne Mannheims haben mit „Iz On“ ein neues Album produziert. Fraglich ist jedoch, was die Söhne Mannheims eigentlich von Xavier Naidoo unterscheidet. Dessen Stimme steht stets im Vordergrund und wenn man nicht durch die Credits wüsste, dass auch noch andere Sänger zur Band gehören, man wüsste es nicht unbedingt. Hin und wieder dürfen Michael Klimas oder Henning Wehland ein paar Zeilen beisteuern, aber als essentieller Teil des Projektes sind sie nicht zu identifizieren. Böse Zungen behaupten, dass die Söhne Mannheims nur deshalb existieren, damit Xavier Naidoo nicht alle sechs Monate ein Soloalbum veröffentlichen kann.

Vergisst man dies alles, ist „Iz On“ ein erstklassiges Album, das besonders durch die ausgefeilte Produktion auffällt. Die orchestrale Begleitung wird in verschiedenen Stufen gezündet und sorgt für einen satten Soundteppich. Xavier Naidoo ist immer dann besonders stark, wenn er persönliche Balladen singt, die nicht in Predigten ausarten. „Ich wollt‘ nur deine Stimme hören“ ist ein exzellentes Beispiel für die sanfte Stimmgewalt des begnadeten Sängers.

Während alle Songs musikalisch überzeugen können und fast durchweg Hit-Potential haben, sind die Texte zum Teil doch recht flach. Es ist zweifellos das Recht eines Künstlers, Empörung auszudrücken, aber das darf dann ein bisschen intelligenter klingen als „Dass deutsche Waffen Menschen töten, find‘ ich echt Scheiße“. Das ist nicht einmal Stammtischniveau und macht das vermeintlich klare Statement fast zu einer Lachnummer. Dabei wäre es durchaus interessant zu hören, wie deutsche Künstler sich im 21. Jahrhundert mit der Vergangenheit und Gegenwart des eigenen Landes auf intelligente Weise beschäftigen.

Die zweite unangenehme Eigenart, die Xavier Naidoo seit Beginn seiner Karriere begleitet, ist der Hang zur Predigt. Selbst die katholische Kirche hat mittlerweile ein gebrochenes Verhältnis zur Missionierung. Bei Xavier Naidoo ist dies anders. Das ist nur dann erträglich, wenn in den wenigen englischen Songs die Texte für den deutschen Hörer etwas an Präsenz verlieren. Allerdings sind es gerade die deutsche Sprache und der kunstvolle Umgang damit, der die Söhne Mannheims zu einer besonderen Band macht.

„Iz On“ hat starke Songs wie „Die betroffenen Gebiete“ und „Kraft unseres Amtes“ zu bieten. Ein besonderer Leckerbissen ist das epische „Wir sind verrückt“. Ein bisschen Selbsterkenntnis steckt in den Zeilen und vielleicht ist es nicht das Schlechteste, dass die Söhne Mannheims entweder geliebt oder gehasst werden. Es gibt genügend deutsche Bands, die mit ihrem langweiligen Einerlei allenfalls ein Schulterzucken auslösen. Das kann man den Söhnen Mannheims nicht vorwerfen. Polarisierung ist geradezu das Lebenselixier dieser Xavier-Naidoo-Band.

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