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Nena – Made in Germany

Es ist nicht leicht, gute deutsche Popmusik zu produzieren. Das Schlagererbe schwebt als Damokles-Schwert über jedem Musiker, der eingängige Songs mit deutschen Texten schreibt.

Der Titel „Made in Germany“ klingt so, als ob Nena sich dieser Problematik genau bewusst gewesen sei. Die größte Heldin der Neuen Deutschen Welle versucht schon seit Ende der 1980er Jahre an ihre alten Erfolge anzuschließen. Dies ist ihr nur einmal gelungen, nämlich mit einer Neuauflage ihre alten Hits im Jahr 2002.

Der erste Song ist gleich eine wenig erfreuliche Überraschung. „SchönSchönSchön“ ist eine schlechte Depeche-Mode-Nummer, die außer dem deutschen Text nichts mit dem Leitmotto des Albums zu tun ist. Dafür ist die zweite Nummer „Du bist so gut für mich“ eine Zeitreise in den Synthesizer-Pop der frühen 1980er Jahre. Auch der dritte Song „Ich bin hyperaktiv“ ist eine Reminiszenz an längst vergangene Zeiten. Die ersten Takte erinnern an a-ha und danach geht es weiter im Stile einer weichgespülten Punkband.

Die nächsten Songs überzeugen ebenfalls nicht, deswegen fokussiert sich die Hoffnung des Hörers auf das Titelstück der CD. „Made in Germany“ ist ein Bekenntnis zu Deutschland. Allerdings heißt es nie „Deutschland“, sondern stets „Germany“. Das wirkt etwas albern, zumal Nena „Germany“ singt, als ob sie in der Schule nur Russisch gelernt hätte. Der insgesamt flache Text wird auch nicht durch das mutlose Arrangement gerettet.

„In meinem Leben“ ist ein hübscher Song, in dem Nenas unverwechselbare Stimme ganz im Vordergrund steht. Der schöne Refrain ist eingängig und hätte durchaus Hitpotential. Doch der Text ist leider so flach und unpoetisch, dass der Eindruck deutlich getrübt wird. Zeilen wie „Ich will nicht arm sein und Geld macht mich nicht reich // Manchmal ist Leben schwer, und meistens find ich’s leicht“ würden problemlos in jeden billigen Schlager passen.

Unfreiwillig ironisch klingt die Zeile „Wir stehen nicht auf Vergangenheit“ in „Es gibt keine Sicherheit“, denn „Made in Germany“ ist ein Ausflug in längst vergangene Zeiten. Musikalisch langweilig und ohne jede Eigenständigkeit präsentiert sich dieses Machwerk, das allenfalls eingefleischte Nena- und Schlager-Fans überzeugen wird. Das ist durchaus bedauerlich, denn Nenas Stimme hätte durchaus das Potential zu mehr. Dazu müsste sie allerdings darauf verzichten, selber Songs zu schreiben. Ein guter Produzent und einige tolle Songs wären die Voraussetzung für ein richtig gutes Nena-Album. „Made in Germany“ ist über weite Strecken enttäuschend und kann in keiner Weise die ohnehin schon niedrigen Erwartungen erfüllen. Aber immerhin gibt es ja noch „99 Luftballons“ und „Nur geträumt“.

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