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Whitney Houston – I Look to you

Whitney Houston ist zurück. Dass es der Superstar früherer Tage geschafft hat, ein neues Album zu produzieren, ist schon fast eine Sensation. Nach öffentlich zelebrierter Drogensucht und diversen Skandalen grenzt es fast an ein Wunder, dass Whitney Houston noch einmal alle Kräfte mobilisieren konnte, um neue Songs auf der Höhe der Zeit aufzunehmen.

Wie das bei alten Stars so ist, finden sich viele junge Bewunderer, die als Produzenten oder Songschreiber gerne ihren Teil zu einem neuen Werk beisteuern. In den Credits von „I look to you“ finden sich deshalb so illustre Namen wie Alicia Keys, Akon und R. Kelly. Das alleine garantiert schon fast, dass die Qualität des Albums hoch ist.

Der erste Song „Million Dollar Bill“ groovt schon nach den ersten Takten. Ein gelungener Einstieg, der durch die immer noch schöne Stimme von Whitney Houston komplettiert wird. Allerdings zeigt sich auch schon bei der ersten Nummer, dass die Stimme der einst überragenden Sängerin etwas gelitten hat. Es fehlt das große Volumen. Eine seltsame Brüchigkeit irritiert, da sie nicht als Stilmittel eingesetzt wird, sondern Teil der Stimme ist.

Bei „Nothin‘ but Love“ bestätigt sich der erste Eindruck und das hinreißende „Call tonight“ bestätigt endgültig, dass die Eskapaden der vergangenen Jahre ihre Spuren hinterlassen haben. Vergeblich wartet man auf eine klassische Whitney-Houston-Nummer mit atemberaubenden Gesangseinlagen und langsam entsteht die Erkenntnis, dass die Soul-Ikone dazu nicht mehr in der Lage ist. Dafür gibt es elf erstklassige Songs, die zwischen Pop, Soul und Rhythm & Blues angesiedelt sind.

„I look to you“, der Titelsong, ist eine echte Perle, die perfekt die neue stimmliche Situation ausnutzt. Verzweiflung kann kaum schöner und glaubwürdiger klingen. Sicher waren die früheren Hits gesanglich anspruchsvoller, aber sie waren auch glatter. Aus einer tollen Stimme ist eine tolle Sängerin geworden, die zu ihrer Geschichte steht. Was bei einer Operndiva das Ende der Karriere wäre, kann in der Popmusik für Glaubwürdigkeit sorgen.

Mit „I look to you“ ist Whitney Houston ein beeindruckendes Comeback gelungen. Es muss sich jedoch zeigen, ob sie auch in der Lage ist, bei Live-Shows zu überzeugen. Mit den neuen stimmlichen Möglichkeiten könnte es ein waghalsiges Unterfangen werden, die Songs der 1980er und frühen 1990er zu intonieren. Aber vielleicht wird es da eine technische Lösung geben, die auch die Fans zufriedenstellt. Wenn Whitney Houston den begonnen Weg fortsetzt, könnte das neue Album der Startschuss für eine aufregende zweite Karrierehälfte sein. Das Potential dafür ist zweifellos vorhanden.

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